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Waffen im Flugzeug

Es ist mit einigem Aufwand verbunden, wenn man Waffen im Flugzeug transportieren will, aber es ist nicht unmöglich: Für die Fluggesellschaften zählen Waffen als Sportgeräte und unterliegen denselben Tarifbestimmungen wie zum Beispiel Golfschläger.

Der Aufwand, den man betreiben muss, und die Anzahl an unnötigen Rückfragen, hängt jedoch stark von der Fluggesellschaft ab. Es ist zum Beispiel in Deutschland eher ungewöhnlich, dass man Waffen im Flugzeug mitnehmen will. Wenn man mit jemandem von Lufthansa spricht, bekommt man daher oft erst einmal ein “weiss ich nix von” oder “nee, das geht doch gar nicht” zu hören. Bei Swiss Air oder United sieht das gleich ganz anders aus, und da Swiss Air inzwischen zur Lufthansa gehört, und United Teil der “Star Alliance” ist, sickert so langsam auch das nötige Fachwissen zu den Lufthansa-Agents durch.

Egal mit welcher Airline man fliegt, das Procedere ist immer ähnlich:

  1. Etwa eine Woche vor Abflug sollte man das Service-Center der Fluglinie anrufen, und sie über den Waffentransport informieren. Die Lufthansa will normalerweise eine detaillierte Liste der Waffen haben (Art der Waffe, Hersteller, Modell, Seriennummer), während andere Airlines mit den simplen Mitteilung “ich habe eine oder mehrere Waffen dabei” zufrieden sind
  2. Wichtig für Lufthansa-Kunden:
    • Obwohl es die Lufthansa mit den Waffen so genau nimmt, kann sich da niemand vorstellen, dass die Waffen auch etwas wiegen. Daher muss der Kunde immer selbst daran denken, auch gleich ein extra Gepäckstück mit dem entsprechenden Gewicht anzumelden! Ansonsten kann es vorkommen, dass man beim Check-In gesagt bekommt, dass das Flugzeug schon zu schwer ist und die Waffen nicht mitkönnen. Man steht dann mit einem Koffer voller Waffen in der Abflughalle und weiss nicht, wohin damit. Während das mit ein paar Golfschlägern nur ärgerlich ist, hat man mit Waffen dann ein grosses Problem! Mir ist das schon passiert, und die immer kundenunfreundliche Lufthansa erstattet in diesem Fall nicht den Ticketpreis 🙁
    • Waffen sind normalerweise ziemlich schwer, und man kommt fast immer über die Freigepäckgrenze. Die Lufthansa kennt hier kein Pardon und verlangt gleich saftige Zuschläge. Ich bin einmal mit Lufthansa in die USA und mit United zurückgeflogen. Beim Hinflug habe ich bei Lufthansa 550 Euro Übergepäckgebühr bezahlt, beim Rückflug mit United nur 50 Dollar! Es lohnt sich also, zu verhandeln – oder besser gleich mit einer anderen Airline zu fliegen.
    • Die Waffenliste ist bei der Lufthansa bindend, d.h. man kann nicht noch eben schnell eine Waffe mehr oder weniger mitbringen. Beim Check-In wird das zwar fast nie kontrolliert (ist bei mir erst ein oder zwei Mal vorgekommen), aber falls der Check-In Agent kontrolliert, muss die Liste stimmen. Das ist eine reine Lufthansa-Regel, aber man muss sich daran halten, wenn man mit Lufthansa flieht.
  3. Am Abflugtag mindestens eine Stunde extra Zeit mitbringen. Bei innerdeutschen Flügen sollte man etwa 2 Stunden vor Abflug am Check-In sein, bei internationalen Flügen mindestens 3 Stunden
  4. Man benötigt folgende Papiere beim Check-In:
    • Besitzgenehmigung (z.B. Waffenbesitzkarte oder Jagdschein)
    • Bei Flügen in die EU: Europäischer Feuerwaffenpass
    • Bei Flügen ausserhalb der EU: Einfuhrerlaubnis des Gastlandes
    • Ausweis oder Reisepass
    • Unter Umständen braucht man noch eine Ausfuhrerlaubnis der BAFA. Das hängt von der Art der Waffe und von der Dauer der Ausfuhr ab. Bei einem normalen Urlaub ist das nicht nötig.
  5. Beim Check-In muss dem Check-In Agent gleich mitgeteilt werden, dass man Waffen dabei hat. Der Agent wird dann den Check-In normal durchführen, und auch Tags ausdrucken und am Koffer anbringen. Man bekommt oft aber keinen Boardingpass, sondern stattdessen den Waffenkoffer zurück. Der Agent ruft dann die Bundespolizei zur Waffenkontrolle. Das führt oft zu komischen Blicken der Leute in der Schlange, aber das ist man ja als Waffenbesitzer in Deutschland fast schon gewohnt. Wichtig: der Koffer bleibt zu, bis die Bundespolizei zum Öffnen auffordert. Niemals den Koffer ohne Anweisung der Bundespolizei aufmachen, auch nicht auf Anweisung durch den Check-In Agent!
  6. Die Bundespolizei eskortiert einen normalerweise in ein Kabuff mit Sichtschutz, oder aber zur Sperrgepäckannahme. Dort packt man dann alle Waffen aus, und die Bundespolizei schaut sich die Papiere (Besitzgenehmigung, Feuerwaffenpass, Einfuhrerlaubnis, etc.) an und vergleicht sie mit den Waffen.
  7. Dann wird der Koffer durchleuchtet und verschwindet in den Tiefen des Flughafens. Waffen werden immer eingecheckt, man kann sie nie in die Kabine mitnehmen!
  8. Falls man keinen Boardingpass bekommen hat, muss man zum Schalter zurück und sich die Bordkarte beim Agenten abholen. Gegebenenfalls muss man vorher am Zahlschalter noch das Übergepäck bezahlen, aber die Check-In Agents vergessen nie, einem das zu sagen 🙂

Die Bundespolizei klebt nach der Kontrolle ein Siegel auf den Waffenkoffer und befestigt auch einen Hinweis, dass die Waffen nur persönlich übergeben werden dürfen (s. Foto). Das hat den grossen Vorteil, dass man seine Waffen am Zielflughafen dann nicht aus dem normalen Gepäck raussuchen muss, sondern von einem Mitarbeiter der Fluggesellschaft bekommt. Die Waffen werden bevorzugt behandelt – man bekommt sie also lange, bevor das normale Gepäck entladen wird. Ausserdem fummelt niemand vom Zoll (in Deutschland oder im Gastland) an den Waffen oder am Gepäck rum, nachdem der Koffer versiegelt und abgeschlossen wurde. Wenn ich in manche Länder reise, packe ich daher immer eine Kurzwaffe ins Gepäck: die wiegt nicht viel, und macht Luftreisen in diese Länder viel komfortabler!

Abschliessend noch drei wichtige Hinweise:

  • Beim Transit durch ein europäisches Land in einen Drittstaat brauch man keinen Europäischen Feuerwaffenpass. Wenn man zum Beispiel von Deutschland über Amsterdam in die USA fliegt, zählt das als Transit (und spart für jede Waffe um die 25 Euro)
  • Falls der Anschlussflug Verspätung hat, sollte man die Waffen nicht in Empfang nehmen, weil dann kein Transit mehr vorliegt. Wenn die Fluggesellschaft also ein Hotel bezahlt, die Waffen am Flughafen lassen oder besser gleich selbst dort übernachten.
  • Wenn man über England fliegt, kann man seine Waffen gleich zum verschrotten geben: die Engländer sollten die internationalen Transitgesetze zwar beachten, tun es aber oft nicht. Ich fliege daher niemals über Heathrow, auch wenn es manchmal billiger ist – es kann vorkommen, dass die Waffen aus dem Gepäck aussortiert und eingezogen werden.

Übrigens: Munition muss extra angemeldet und von den Waffen getrennt transportiert werden. Es gibt hier eine Menge Anforderungen, denn im Gegensatz zu Waffen zählt die Munition als Gefahrgut. Und weil Munition üblicherweise auch recht schwer ist, wird die ganze Sache dann sehr schnell sehr teuer. Wenn es keinen trifftigen Grund gibt, meine eigene Munition mitzubringen, kaufe ich die normalerweise immer am Zielort.