Wie die CZ 97 Sport stammt die CZ 75 Sport II ebenfalls von Kurt Tschofen bei der Firma Waffen Oschatz in Stuttgart. Kurt Tschofen legt üblicherweise das eine oder andere Extra drauf, wenn die Waffe bei ihm direkt und nicht z.B. bei Frankonia gekauft wird – ein Anruf lohnt immer!
CZ 75 Sport II (rechte Seite) mit einer Patrone 9 x 19. Die Seriennummer habe ich auf dem Bild entfernt, aber das Ulmer Beschusszeichen ist gut zu erkennen!
Die CZ 75 Sport II scheint wesentlich populärer zu sein als die CZ 97, was vermutlich an den günstigeren Munitionskosten liegt: Während die CZ 97 eine .45 ACP Pistole ist, verschiesst die CZ 75 Munition im Kaliber 9 mm Luger (9 x 19). Die CZ 75 Sport II basiert auf der CZ 75B der Firma Ceska Zbrojovka – Uhersky Brod (CZ-UB). In den 1970ern entwickelte CZ eine neue Pistole im Kaliber 9 mm Luger für den Exportmarkt. Das Ostblockland brauchte dringend Devisen, und CZ war eine international bekannte Marke für qualitativ hochwertige Waffen zum kleinen Preis. Im Ostblock konnte eine Waffe im 9 x 19 NATO Kaliber nicht verkauft werden: Die Standardmunition für Kurzwaffen im Warschauer Pakt war die 7.62 Tokarev, und später die 9 mm Makarov. Im Westen dagegen wurde die “Brünner” schnell ein Verkaufschlager, und die Polymerbeschichtete “Tropenausführung” wurde von Jägern (neben der allgegenwärtigen Walther PPK) gerne geführt.
Das Design der CZ 75 basiert im Wesentlichen auf der Browning Hi-Power. Wie die HP hat die CZ 75 einen Browning Verschluss der direkt mit zwei Warzen in Ausfräsungen im Schlitten verriegelt (die CZ 97 verriegelt übrigens im Auswurffenster). Wie die Hi-Power hatte auch die CZ 75 eine für die damalige Zeit erstaunliche Magazinkapazität (CZ 75: 15 Schuss, Browning HP: 13 Schuss). Mit der HP hat die CZ 75 auch die zuverlässige Sicherung gemeinsam, was das gesicherte Führen mit gespanntem Hahn relativ gefahrlos möglich machte.
Ähnlich der als sehr präzise bekannten SIG P120 führt die CZ 75 den Schlitten in Schienen innerhalb des Rahmens, und nicht ausserhalb wie bei vielen anderen Pistolen. Dieses Design erlaubt sehr enge Passungen für die Schlittenführung, und kann sehr vorteilhaft für die Präzision einer Waffe sein. Leider war die originale CZ 75 nicht gerade als Präzisionswunder bekannt, was hauptsächlich an dem mangelhaft fixierten Schloss liegt.
Obwohl die CZ 75 für den Exportmarkt gebaut wurde, versäumt CZ hauptsächlich aus politischen Gründen für den nötigen Patentschutz zu sorgen: Der Entwurf wurde intern als “geheim” eingestuft. Damit war das Design zwar innerhalb der CSSR geschützt, aber es konnte kein öffentliches Patent beatragt werden. Dies ermöglichte es Konkurrenten im Westen wie z.B. Tanfoglio, das Design nachzubauen und zum Teil zu verbessern.
Basierend auf der CZ 75 entwickelte CZ schliesslich das Model 75B. Die wesentlichen Unterschiede liegen in einem modifizierten Hammer, dem jetzt eckigen und mit Rillen versehenen Abzugsbügel, und einer neu hinzugefügten automatischen Schlagbolzensicherung. Die Schlagbolzensicherung macht die Waffe wesentlich sicherer im Umgang, da ein Fallenlassen der Waffe nicht mehr zu einer ungewollten Schussabgabe führen kann, selbst wenn die Sicherheitsrast beim Aufprall brechen sollte. Die Magazinkapazität beträgt jetzt 16 Schuss, die Magazine werden von Mec-Gar gefertigt.
Kurt Tschofen baut die CZ 75 Sport II basierend auf dem Griffstück der CZ 75B. Das Griffstück ist im Wesentlichen unverändert, Herr Tschofen fixiert lediglich das bei der Standard CZ ein wenig lockere Schloss und ersetzt die Standardgriffschalen mit einem Gummigriff von Hogue. Optional ist ein Single-Action Abzug möglich, das Deaktivieren der Magazinsperre, Triggerstop, und Abzugtuning sind standard.
Baugruppenansicht der Hauptkomponenten der CZ 75 Sport II (linke Seite). Gut zu erkennen ist die unter Druck stehende Verschlussfeder und die geschlossene Steuerkurve am Lauf.
Der Verschluss ist wie bei der CZ 97 eine stark veränderte Konstruktion mit 6 Zoll Lauf, Scheibenkorn, und verstellbarer Sportvisierung. Das LPA Mikrometervisier ist tief im Schlitten eingelassen. Die CZ 75 Sport II ist komplet aus Stahl, und das relative hohe Gewicht der Waffe (1250g) macht auch lange Serien angenehm zu Schiessen: Die Waffe bewegt sich im Schuss kaum. Der Abzug steht Knochentrocken, was durch das Fixieren des Schlosses und das Entfernen der Schlagbolzensicherung erreicht wird.
Alles in allem eine ideale Waffe zum statischen Scheibenschiessen in den 9 mm Disziplinen des DSB, BDS, etc. Ich habe schon viele Meisterschaften mit dieser Waffe geschossen (und gewonnen!), und die Präzision ist einwandfrei: Eingespannt schiesst sie 12 bis 20 mm Streukreise auf 25 m, und muss sich nicht hinter teuren Edelmaschinen (z.b. von SIG) verstecken. Auf meiner Waffe klebt noch ein Aufkleber von einer Deutschen Meisterschaft des BDS (roter Aufkleber)… Aber ob ich in diesem speziellen Jahr auf dem Treppchen stand, verrate ich hier nicht 🙂
Das Zerlegen der CZ 75 Sport II funktioniert genauso wie hier für die CZ 95 Sport beschrieben, daher gibt es hier nur ein Bild mit der Waffe zerlegt in die Hauptbaugruppen. Und wie für die CZ 97 Sport gilt auch hier: Die engen Passungen erfordern fleissiges Putzen, und vor dem schiessen ein paar Tropfen gutes Waffenöl in die Verschluessführungen.